Nr. 11
Bericht über die
national-sozialistische Machtergreifung
in Maribor(1)
DIE MACHTERGREIFUNG IN MARBURG
Schon am Sonntag,(2)
als die einlangenden Nachrichten klar erkennen liessen, dass die Besetzung der
Stadt Marburg durch die deutsche Wehrmacht unmittelbar bevorsteht, setzte sich
Gauführer Johann Baron (3) mit den draustädtischen Zivilbehörden in
Verbindung und traf mit diesen das
Uebereinkommen, dass beim
Herannahen der deutschen Truppen die Mannschaften des Kulturbundes zusammen mit
der Polizei den Sicherheitsdienst in der Stadt übernehmen werden. Bald nach
der Sprengung der Draubrücken durch das sich zurückziehende jugoslawische
Militär bezogen die Männer des Kulturbundes, ausgerüstet mit Militärgewehren
und aufgepflanztem Bajonett, den Sicherheitsdienst in Marburg an der Seite der
Stadtpolizei. Die Organisation klappte bis in die letzten Details. Es zeigte
sich von neuem, dass die im letzten Jahr durchgeführte Schulung
ausserordentlich gute Ergebnisse erzielt hatte. Die Disziplin unserer jungen Kameraden
war eine vorbildliche und war es vor allem der mustergültigen Selbstzucht der
eingesetzten Männer zu verdanken, dass die Machtübernahme ohne jeglichen
nennenswerten Zwischenfall und zur vollsten Zufriedenheit der gesamten
Stadtbevölkerung vor sich ging. Auch seitens der Stadtpolizei wurden die
zusammen getroffenen Vereinbarungen loyal eingehalten.
Der Einmarsch der ersten
deutschen Truppen erfolgte am Dienstag um 9 Uhr vormittag.(4) Obwohl
das Wetter nicht gerade einladend war, befanden sich die deutschen Soldaten,
die von der Bevölkerung mit stürmischem Jubel empfangen wurden, in bester
Verfassung und Laune.
Die Freude der Bevölkerung
über den Einmarsch der deutschen Truppen wurde am gestrigen Tage durch das
verbrecherische Treiben einer jugoslawischen Batteriemannschaft getrübt, die
nichts besseres zu tun wusste, als mit seltener Brutalität die Zivilbevölkerung
der Draustadt mit Granaten zu beschiessen. Glücklicherweise hat diese
Beschiessung, die am Abend dank dem mutigen und raschen Einsatz einiger
deutscher Stosstrupps zum Schweigen gebracht wurde, keine allzugrossen Opfer
gefordert. Das einzige Todesopfer ist in der Druckerei der »Marburger Zeitung«
zu verzeichnen, wo der Hausmeister Gregor L e s j a k von einem Sprengstück
einer in das Druckereigebäude eingeschlagenen Granate am Kopfe getroffen und
auf der Stelle getötet wurde. Der durch die Beschiessung angerichtete
Materialschaden ist im allgemeinen unbedeutend.
Die ersten Hakenkreuzfahnen
sah unsere Draustadt bereits in den ersten Morgenstunden des gestrigen Tages
wehen. Die erste Hakenkreuzfahne war auf dem Theresien-Hof, wo der Kulturbund
seinen Sitz hat, gehisst worden. Bald darauf schmückte den Erkerbalkon des
Stadtmagistrats ebenfalls eine
Flagge des Dritten Reiches.
Bald waren an zahlreichen anderen Stellen die Flaggen des Dritten Reiches zur
Begrüssung der einrückenden deutschen Truppen ausgehängt.
Die Stadt erhält langsam
wieder ihr normales Aussehen. Das neue sind die grünen Uniformen der deutschen
Soldaten, die immer wieder das Stadtbild beleben und von den Passanten mit
sichtlicher Freude und Erleichterung begrüsst, bewirtet und mit Blumen
geschmückt werden.
Wegen der
Brückensprengungen ist die Draustadt nach wie vor ohne Strom- und Wasserzufuhr,
doch besteht die begründete Hoffnung, dass diesem Mangel schon in allernächster
Zeit abgeholfen werden wird. Das Bewusstsein jedoch, dass die langjährigen
Sehnsuchtsträume unserer Steirer erfüllt sind, lässt uns alle diese
augenblicklichen kleinen Kalamitäten bedeutungslos scheinen. Alle beherrscht
der Wille, am Zeitgeschehen positiven Anteil zu nehmen und uns der neuen und
schöneren Zeit voll und ganz würdig zu erweisen, von dem Wunsche beseelt
unserer grünen Steiermark jene Zukunft und Entwicklung zu gewährleisten, die
seit dem unglückseligen Jahre 1918 der Traum aller war.
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(1) Marburger Zeitung 9. 4. 1941.
(1) Den 6. April
1941, am ersten Tag des Krieges Deutschlands und Italiens
Gegen Jugoslawien.
(2) Der Leiter
der evangelischen Kirche in Maribor Johann Baron war damals Gauführer
des Schwäbisch-deutschen
Kulturbundes in der Draubannschaft (Slowenien). Nach der Besetzung der
Untersteiermark sollte er Stellvertreter des Bundesführers des Steirischen
Heimatbundes werden, wurde jedoch nie ernannt. Über seine Einstellung zur
Politik der deutschen Zivilverwaltung in der Untersteiermark im Jahre 1942
siehe Dok. Nr. 218.
(4) Am 8. April 1941 rückten in Maribor die Truppen der
132. Infanteriedivision des
LI. Armeekorps ein.