Denkschrift des stellvertretenden
Gauleiters der NSDAP in Kärnten über die Wiederherstellung des alten
Reichsgaues Kärnten(1)
D e n k s c h r i f t
des Gauleiters in Kärnten, über die
Wiederherstellung des alten
Reichsgaues Kärnten durch eine neue
Grenzziehung im Süden der
Karawanken.
Die Neuordnung im Südosten
Europas ist solange keine vollständige und endgültige, bis sie nicht auch den
südslawischen Staat erfasst hat. In dem Augenblick aber, mit dem Jugoslawien in
diese Neuordnung einbezogen wird, müssen die durch das Diktat von Versailles an
Jugoslawien abgetretenen ehemaligen österreichischen, jetzt deutschen
Landesteile an das Reich rückgegliedert werden. Es handelt sich hierbei um die
Gebiete des Miesstales und Seelandes, (beide bis 1918 zu Kärnten gehörig) und
der Untersteiermark. Es ist kaum denkbar, dass sich der Führer mit der Rückgabe
dieser Gebiete allein begnügen wird, er wird vielmehr im Interesse einer
gesicherten Grenze im Süden des Reiches die derzeitige Grenze auf dem Kamm der
Karawanken, welche schon vom strategischen Standpunkt aus für das Reich eine
Unmöglichkeit ist, nicht belassen, sondern sie weiter nach dem Süden verlegen.
Die neue südliche Reichsgrenze muss historisch, nationalpolitisch,
geographisch, verkehrstechnisch und volkswirtschaftlich begründet sein. Eine
solche Begründung ist nur dann in jeder Hinsicht gegeben, wenn die neue
Grenzziehung sich als Grundlage die Grenze des alten Reichsgaues Kärnten nimmt,
die im Jahre 976 unter Otto dem II. von Bayern abgetrennt und zu einem eigenen
Herzogtum erhoben wurde. Durch eine solche Grenzziehung erhielte der jetzige
Reichsgau Kärnten wieder seine alte Gestalt und könnte besser als bisher, seine
Aufgaben als Bollwerk des Reiches im Süden erfüllen.(2)
Dass der jetzige Reichsgau
Kärnten in seiner neuen Gestalt hierzu in der Lage wäre, die alten von ihm
durch beinahe ein Jahrtausend abgetrennten und jetzt zum grossteil
anderssprachigen Gebiete, zu assimilieren und zu führen, liegt in der ungeheuer
grossen nationalen Kraft seiner Bewohner begründet. Das nationalsozialistische
Kraftzentrum des jetzigen Kärnten ist Garant für die Festigkeit und
Zuverlässigkeit des durch die vorgeschlagenen alten Grenzführung
entstandenen neuen Reichsgaues Kärnten als Bollwerk des Reiches im Süden. Dass
diese noch im jetzigen Kärnten vorhanden ist, äusserte sich nicht nur in den
vergangenen Jahrhunderten, z. B. während der
Türken- oder Franzoseneinfälle, sondern vor allem in den letzten 25 Jahre,
denn:
1.) Kärnten brachte von
allen deutschen Stämmen während des Weltkrieges die grössten Blutopfer.
2.)
Die Bewohner Kärntens standen mitten im Zusammenbruch des Jahres 1918 auf und
erstritten mit bewaffneter Hand die Unversehrtheit ihres Landes.
3.)
Die nationalsozialistische Bewegung fasste in Kärnten schon im Jahre 1921
festen Fuss.
Kärnten galt in der Systemzeit als das nationalsozialistischeste Land, was
schon aus dem Ausspruch des Separatistenkanzlers Schuschnig hervorging: »Ein
Stacheldraht um Kärnten und das Konzentrationslager für Nationalsozialisten
ist fertig.«
Kärnten
hatte beim nationalsozialistischen Aufstand im Juli 1934 die meisten die
Blutopfer von allen Ostmarkgauen. Kärnten meldete am 11. März 1938 als erster
Oststmarkgau die Übernahme der Macht durch die nationalsozialistische Bewegung.
4.) Die Helden von Narvik sind zu 2/3 Kärntner.
Diese Hinweise genügen, um Kärntens nationale Kraft unter Beweis zu stellen.
Die Rückgliederung der
alten Gebiete des Herzogtums Kärnten an den jetzigen
Reichsgau Kärnten könnte
durch folgende Grenzziehung durchgeführt werden:(3)
Dadurch entstünde durch
Einbeziehung des ehemaligen Kronlandes Krain und des Beckens von Windisch Graz,
Marenberg und Oberburg (früher Untersteiermark) der neue Reichsgau Kärnten.(4)
Zur weiteren Begründung für
die neue Grenzziehung und die dadurch bedingte Wiederherstellung des alten Reichsgaues
Kärnten wird folgendes angeführt:
________________________________
(1) AVII, Archivfonde des deutschen Okkupators, Bd. 33,
Nr. 18/1, (3 5.).
Die Denkschrift ist nur im
Entwurf vorhanden. Sie ist ohne Datum und Unterschrift.
Hier wird nur die Einleitung
von 2 maschinengeschriebenen Seiten veröffentlicht. Der Entwurf der Denkschrift
umfasst noch 19 maschinegeschriebene Seiten der geographischen Begründung für
die Angliederung Krains (ohne Krško polje) und Teilen der Untersteiermark (die
Becken von Slovenj Gradec, Velenje und Šoštanj sowie Zgornja Savinjska dolina)
an Kärnten mit dem Titel »Geographische Gesichtspunkte zur Angliederung Krains
an Kärnten« (mit 6 Abbildungen). Vermutlich gehört dazu auch »der gewünschte
Bericht betreffend Südslawien, bezw. die Kärnten benachbarten südslawischen
Gebiete«, der 7 maschinegeschriebene Seiten umfasst und vom Leiter der
Staatspolizeistelle Klagenfurt, SS-Sturmbannführer Dr. Ernst Weimann
unterschrieben wurde. Dieser Bericht betrifft meistens wirtschaftliche
Angelegenheiten und enthält viele Angaben über Industrieunternehmen in Dravska
banovina (Draubannschaft) ohne deren östlichen Teil. (Ebda.) Dieses Material
stammt vermutlich aus dem Archivfond der Zweigstelle Veldes des
Reichspropagandaamtes Kärnten und wurde nach dem Kriege von der
Kriegsverbrechenkommission nach Beograd gebracht.
(2) Diese zwei Sätze sind gestrichen.
(3) Dieser Satz ist gestrichen. Der Verfasser liess
jedoch einen leeren Raum für ein nachträgliches setzen der Grenzziehung.
(4) Dieser Satz ist gestrichen.